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Familientag 2021 in Altshausen

Stephanie Kaut, 18.07.2021

„Anders ist auch nur eine Form von richtig“

Seelauscher auf dem Familientag in Altshausen

Wenn die 7-Tage-Inzidenz nach unten geht, können wieder Pläne geschmiedet und Treffen vorbereitet werden. So konnten sich der Sonderpädagogische Dienst und das Frühförderteam der Zieglerschen (ein diakonisches Unternehmen, das unter anderem Einrichtungen für Menschen mit Behinderung unterhält), angesiedelt in der Schule am Wolfsbühl in Wilhelmsdorf, freuen, dass der lange geplante Familientag „live“ und vor Ort stattfinden konnte.

So fuhren wir – mein Mann und ich sollten dort die Seelauscher vertreten – am Samstag, 26. Juni, gespannt nach Altshausen in die Leopoldschule, denn dort wird zukünftig der Schwerpunkt des Sonderpädagogischen Dienstes angesiedelt sein.

Nach der obligatorischen Anmeldung und der Prüfung des Corona-Schnelltest-Attestes durften wir das Schulgebäude betreten. Letzte Vorbereitungen für die Seelauscher-Vorstellung, erste Begrüßung der Gäste, eine Butterbrezel und einen Kaffee geschnappt, und dann konnte der Tag losgehen.

Der Workshop

Zunächst wurden die Kinder ihren jeweiligen Workshopleitern zugeteilt und durften sich auf ein paar Stunden Töpfern, Klettern oder die Spielgruppe freuen. Dann wurden alle Eltern in den Schülerarbeitsraum mitgenommen, wo jeweils für die Paare mit Abstand bestuhlt war und zwei große Pinnwände auf die Eltern warteten. Nach dem ersten Technik-Check („Funktioniert das Mikrofon? Hören mich alle?“) konnte es losgehen: Ulrike Berger wollte in den nächsten Stunden gemeinsam mit den Eltern erarbeiten, was es für ein Kind heißen kann, hörgeschädigt zu sein.

Anstelle einer großen Vorstellungsrunde wurden nun die Eltern gebeten, die Namen ihrer hörgeschädigten Kinder auf einen Zettel zu schreiben und diesen dann auf die erste Pinnwand zu pinnen: Sortiert nach Alter der Kinder kristallisierte sich schnell heraus, dass etwa die Hälfte der Kinder noch im Vorschulalter ist, die andere Hälfte bereits in der Schule. Sodann sollte in einem zweiten Durchlauf notiert werden, wann die Hörschädigung beim Kind festgestellt wurde: Bei den meisten Kindern war die Hörschädigung im Alter unter drei Jahren festgestellt worden. Dies ist wichtig für die Entwicklung: Sprache kann sich nur anbahnen, wenn das Gehör gut funktioniert, d. h., wenn auch ein guter akustischer Input im Gehirn ankommen kann.

Es ist gut, wie ich bin

Wichtig für die Kinder und Jugendlichen ist, dass sie sich in ihrem Sein angenommen fühlen, mit allem, was sie sind und haben – oder auch nicht haben. Denn gerade, wenn sie merken, dass sie anders als die anderen sind, kann dies zu Spannungen führen – im Kind selbst, aber auch mit Eltern, Geschwistern, Freunden. Hier kann es durchaus hilfreich sein, sogenannte „Peers“, eine Peergroup zu haben: Also Menschen im selben Alter, mit demselben Handicap, mit denselben Interessen. Bei Kindern und Jugendlichen geht es hier nicht unbedingt um den Austausch über ebendieses Handicap, sondern einfach darum zu wissen, es gibt andere, die sind so wie ich, und dann wird vieles einfach leichter.

Hier bot sich es sich geradezu an, einen kleinen „Werbeblock“ für die Seelauscher einzubauen, um die Eltern über diese Möglichkeit, Peers für ihre Kinder zu finden, zu informieren. Und so erzählte ich kurz von den Seelauschern und ihren Aktivitäten.

So nebenher stellte sich auch heraus, dass manche Eltern die technischen Möglichkeiten der Unterstützung noch gar nicht kannten: Was ist eine FM-Anlage, wie kann ich sie einsetzen, wie kann ich mir mit ihrer Hilfe das Leben und die Schule leichter machen? Die praktische Präsentation des Roger TouchScreen Mics in Kombination mit SoundField-Lautsprecher und Headset sorgte für manchen Aha-Effekt.

Poetry Slam zum Nachdenken

Zu guter Letzt bekamen die Eltern Texte zur Gruppenarbeit: „Poetry Slam“ von jungen Erwachsenen, die sich mit ihrer eigenen Hörbiografie auseinandergesetzt hatten. So konnten auch die Eltern ein Gefühl dafür bekommen, wie es sein kann, wenn man als Hörgeschädigter aufwächst, und was es ausmachen kann, wenn Eltern ihre Kinder unterstützen – oder auch nicht.

So vergingen die drei Stunden Workshop wie im Flug, und alle großen und kleinen Workshopteilnehmer trafen sich wieder im Speisesaal zum Mittagessen und zum gemütlichen Ausklang des Tages. Es wurden auch während des Essens noch einige Fragen gestellt und beantwortet, Kontakte geknüpft und die Wasserbälle der Seelauscher ausprobiert.

Ein Dankeschön sowohl vonseiten der Schule als auch vonseiten der Eltern ging an Ulrike Berger für ihren lebensnahen Workshop.

Stephanie Kaut

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Seelauscher e.V. – Verein für Kinder und Jugendliche mit Hörbehinderung
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